Sonntag, 10. September 2017 um 19.00 Uhr 
Bitte beachten: Änderung des Veranstaltungsortes
Gemeindesaal Oberwinter
(nicht ev. Kirche wegen akustischer Nähe zum zeitgleich stattfindenden 'Marktgeflüster')

KAMMERKONZERT

Das Streichquartett Dall'Abaco

Anna Neubert (Violine), Lorena Padron (Violine),
Nina Sunyer (Viola), David Schütte (Cello)

spielt
Werke von Wolfgang Amadeus Mozart, Joaquín Turina, Dmitri Schostakowitsch.

Eintritt frei - Spenden erbeten

Das Programm von Dall'Abaco führt mit dem Divertimento F-Dur KV 138 von Mozart (1756-1791) zunächst in das 18. Jahrhundert und wendet sich dann dem 20. Jahrhundert zu, mit La Oración del Torero op.34 des spanischen Komponisten J. Turina (1882-1949) und dem Streichquartett Nr.8 in c-moll op.110 von D. Schostakowitsch (1906-1975).

JOAQUIN TURINA La oración del Torero (Das Gebet des Torero)

Spielte im Spanien Boccherinis mit seiner italienisch geprägten Musikkultur die eigene Folklore des Landes nur die Rolle einer reizvollen Bizzarrerie, so wurde sie für die spanischen Komponisten des frühen 20. Jahrhunderts zum zentralen Thema ihres Schaffens. Der in Sevilla geborene Joaquin Turina (wie Richard Strauss vor 50 Jahren gestorben) schrieb sich den “Sevillanismo”, die Musik seiner Heimatstadt, auf die ästhetischen Fahnen. Die Musik und die Menschen Andalusiens, die Fischermädchen der Hafenstädte und die Helden der Stierkampfarenen, verherrlichte er in Werken wie der Sinfonia sevillana für Orchester oder den Sevillana für Gitarre.

Das Gebet eines Torero in einer kleinen Kapelle neben einer Arena, in der die Menge bereits ungeduldig wartete, inspirierte Turina zu seiner Oracion del Torero. Das einsätzige Werk für Streichquartett bzw. Streichorchester (in letzterer Fassung das bekannteste des Komponisten) wurde ursprünglich für ganz andere Saiteninstrumente komponiert, nämlich für Lautenquartett.
Nachdem aber das Ensemble, dem Turina diese Szene 1926 auf den Leib schrieb, sich alsbald wieder auflöste, bearbeitete er sie für Streicher. “Das Stück besteht aus einer kurzen dramatischen Einleitung, einem Pasodoble (der in dieser Stierkampfszene nicht fehlen darf), einem sehr bewegenden lyrischen Andante, unterbrochen von einer gewaltsamen Steigerung (Drama in der Arena?), einem Lento, das den Ausdruckshöhepunkt des Werkes darstellt (zweifellos das eigentliche Gebet), schließlich von einer Reprise des Pasodoble, die im Lento schließt.” (H. Halbreich) https://www.kammermusikfuehrer.de/werke/3732

Mehr zu Joaquín Turina unter https://de.wikipedia.org/wiki/Joaqu%C3%ADn_Turina

 DMITRI SCHOSTAKOWITSCH Streichquartett Nr. 8 c-Moll op. 110

Dmitri Schostakowitsch versah das achte Streichquartett mit der Widmung „Im Gedenken an die Opfer des Faschismus und des Krieges“. Man hat diesen offiziellen Wortlaut, der im Manuskript noch nicht auftaucht, also erst nachträglich hinzugefügt wurde, häufig mit Schostakowitschs Eindrücken von der zerstörten Stadt Dresden im Jahr 1960 in Verbindung gebracht. Heute wissen wir, dass das Werk – bei aller Sympathie Schostakowitschs für Dresden und seine tragische Geschichte – einen wesentlich persönlicheren Hintergrund hat.

Das achte Streichquartett wurde am 12. Oktober 1960 in Leningrad durch das Beethoven-Quartett, Schostakowitschs bevorzugte Quartett-Formation, uraufgeführt. Es ist heute das meistgespielte Quartett des Komponisten und gilt als sein persönlichstes Musikdokument.

Den autobiographischen Charakter unterstrich Schostakowitsch – wie in anderen Werken auch – durch die Verwendung der Tonfolge d-s-c-h (der musikalischen Entsprechung seiner Initialen D. Sch.), die das Werk bedeutungsvoll eröffnet. Außerdem finden sich in allen Sätzen Zitate eigener wie auch fremder Kompositionen. Bezeichnend ist die zyklische Anlage des gut 20-minütigen Werkes, dessen fünf Sätze nahtlos ineinander übergehen: Sie führen von einem eröffnenden Largo über zwei schnelle Sätze – einem aggressiven Allegro molto und einem hintersinnigen Allegretto-Scherzo – mit zwei Largo-Sätzen zur düsteren Ausgangsstimmung zurück.

 

Kurz vor Antritt seiner Reise nach Dresden war Schostakowitsch auf äußeren Druck in die KPdSU eingetreten, da man ihn zum Vorsitzenden des Komponistenverbandes der Russischen Republik ernennen wollte. Er selber hat dies als schwere moralische Niederlage empfunden, die einen Nervenzusammenbruch und Selbstmordgedanken zur Folge hatte. Vor diesem Hintergrund komponierte er in Gohrisch anstelle der geplanten Filmmusik zu „Fünf Tage – fünf Nächte“ ein äußerst tragisches, persönlich gehaltenes Werk, das er – wie aus einem erst viele Jahre nach seinem Tod veröffentlichten Brief an Isaak Glikman vom 19. Juli 1960 hervorgeht – als ein „Requiem“ für sich selbst verstand:

„… Wie sehr ich auch versucht habe, die Arbeiten für den Film im Entwurf auszuführen, bis jetzt konnte ich es nicht. Und stattdessen habe ich ein niemandem nützendes und ideologisch verwerfliches Quartett geschrieben. Ich dachte darüber nach, dass, sollte ich irgendwann einmal sterben, kaum jemand ein Werk schreiben wird, das meinem Andenken gewidmet ist. Deshalb habe ich beschlossen, selbst etwas Derartiges zu schreiben. Man könnte auf seinen Einband auch schreiben: ‚Gewidmet dem Andenken des Komponisten dieses Quartetts’.“

In seinem bereits zitierten Brief an Glikman schrieb Schostakowitsch in dem für ihn typischen ironisierenden Tonfall weiter: „Grundlegendes Thema des Quartetts sind die Noten D. Es. C. H., d.h. meine Initialen (D. Sch.). Im Quartett sind Themen aus meinen Kompositionen und das Revolutionslied ‚Gequält von schwerer Gefangenschaft’ verwandt. Folgende meiner Themen: aus der 1. Symphonie, der 8. Symphonie, aus dem [2. Klavier-]Trio, dem [1.] Cellokonzert, aus der [Oper] ‚Lady Macbeth’. Andeutungsweise sind Wagner (Trauermarsch aus der ‚Götterdämmerung’) und Tschaikowsky (2. Thema des 1. Satzes der 6. Symphonie) verwandt. Ach ja: Ich habe noch meine 10. Symphonie vergessen. Ein netter Mischmasch. Dieses Quartett ist von einer derartigen Pseudotragik, dass ich beim Komponieren so viele Tränen vergossen habe, wie man Wasser lässt nach einem halben Dutzend Bieren. Zu Hause angekommen, habe ich es zweimal versucht zu spielen, und wieder kamen mir die Tränen. Aber diesmal schon nicht mehr nur wegen seiner Pseudotragik, sondern auch wegen meines Erstaunens über die wunderbare Geschlossenheit seiner Form.“

Berühmt wurde auch die Bearbeitung des Quartetts für Streichorchester von Rudolf Barschai, die Schostakowitsch „autorisierte“ und als „Kammersymphonie op. 110a“ in sein eigenes Werkverzeichnis aufnahm.  http://www.schostakowitsch-tage.de/schostakowitsch/streichquartett-nr-8/

 

DALL'ABACO QUARTETT

Die MusikerInnen des Dall’Abaco Quartetts haben sich an der Hochschule für Musik und Tanz Köln kennengelernt. Die einzelnen Mitglieder zeichnet ein vielseitiges Interesse an Musik im weitesten Sinne und an interdisziplinären Projekten aus Pädagogik, Theater und bildender Kunst aus. Dabei geht es auch um die Suche nach neuen Ausdrucksformen und Gestaltungsmöglichkeiten. Daher sind die vier MusikerInnen in viele andere Projekten involviert. Gemeinsame Schwerpunkte sind sowohl die Erarbeitung der Werke alter Meister im Rahmen der historischen Aufführungspraxis, als auch das Interesse an der Musik des 20. und 21. Jahrhunderts. (David Schütte)

 





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