Die Reihe 'Clavierübungen' hat ihren Namen erhalten in Anlehnung an eine Reihe von Publikationen, die Johann Sebastian Bach in seiner Zeit in Leipzig drucken ließ.
Die Sammlungen Clavierübung I-IV umfassen Werke für die verschiedenen Instrumente mit Tasten, die Bach zur Verfügung standen:
Allen voran die Orgel, das Cembalo sowie auch das Clavichord.
Der erste Teil enthält die sechs Partiten, die mit einem einmanualigen Instrument auskommen (und sich in Schreibweise und Umfang sehr für das Clavichord eignen – aber dazu an ande-rer Stelle mehr).
Der zweite Teil enthält das 'Italienische Concert' sowie die 'Französische Ouvertüre', beide verlangen die Möglichkeit zum Manualwechsel - also wohl ein großes Cembalo.
Der vierte Teil ist uns vor allem unter dem Titel 'Goldbergvariationen' bekannt und wohl am besten auch auf einem großen, zweimanualigen Cembalo darstellbar.
Der dritte Teil jedoch widmet sich explizit der Orgel.
Die Sammlung ist umschlossen von Präludium und Fuge in Es-Dur. Dazwischen befinden sich Choralbearbeitungen über Katechismuslieder und liturgische Gesänge, die zum großen Teil auf Martin Luther zurückgehen.
Bach liefert jeweils eine Bearbeitung für große Orgel sowie eine kürzere, die auch ohne Pedal auskommt und sich daher möglicherweise an Dorforgeln richtet. Diese Zusammenstellung von Orgelvorspiel, Hymnen und Liturgie sowie Orgelnachspiel ist seit Albert Schweitzer auch unter dem Titel Orgelmesse bekannt.
Im Kalenderjahr 2021 soll dieser dritte Teil der Clavierübung im Mittelpunkt stehen. Dabei werden einige Werke im Original erklingen, andere werden für verschiedene Instrumentalbesetzungen bearbeitet werden; ein Vorgehen, das Bach selbst zahlreich angewendet hat. Die Orgel diente Bach dabei als Experimentierfläche, er konnte alle Stimmen eines Ensemblesatzes selber spielen.
Die Instrumentationen von Bach verstehe ich daher nur als eine von vielen möglichen Realisierung einer abstrahierten Musiksprache.
Felix Schönherr