Sonntag, 19. März 2017 MUSIKALISCHER GOTTESDIENST
Marie Heeschen (Sopran) und Felix Schönherr (Orgel) begleiten den Gottesdienst mit Pfarrer Michael Schankweiler mit Musik des 20. Jahrhunderts.
Aufgeführt werden Werke von Giacinto Scelsi, Klaus Huber und John Cage.
John Cage Souvenir (1983) - Orgelstück zum Eingang -
Giacinto Scelsi - Three Latin Prayers (1970)
- Ave Maria - vor der Predigt -
- Alleluja - nach der Schriftlesung -
- Pater Noster - nach den Fürbitten -
Klaus Huber In Te Domine Speravi (1964) - Orgelstück zum Ausgang -
John Cage (1912-1992) bewegte sich in seinem Schaffen zwischen musikalischer Komposition, bildnerischem Schaffen und Performancekunst und war eine Schlüsselfigur der Happeningbewegung der 50er Jahre.
Weitere Infos: http://www.zeit.de/kultur/musik/2012-09/john-cage-100-jahre
Souvenir ist zwar eine durchkomponierte Form, die jedoch in der ständigen Wiederholung großer Abschnitte auf die Aleatorik anderer Werke verweist.
Im musikalischen Zusammenhang meint Aleatorik, die Möglichkeiten, den Zufall als kompositorisches Mittel in Komposition und Interpretation mitwirken zu lassen. Hierfür gilt John Cage als herausgehobener Vertreter, der die Grenzen dessen auslotete, was wir Kunst nennen. Er beschäftigte sich intensiv mit Geräuschen, neuen Spielmethoden und eben von Zufälligkeit geprägten Formen.
Giacinto Scelsi (1905-1988), von italienischem Adel, reiste in seiner ersten Lebenshälfte viel durch Europa und unterhielt vor allem Kontakt zu surrealistischen Künstlern in Paris. Ein tiefer Einschnitt in seinem Leben folgte einer psychischen Krise und er ließ sich Anfang der 50er Jahre in Rom nieder. Als Komponist entwickelte er eine sehr eigenwillige Tonsprache. Den ihm verhaßten Tonsatz umging er durch Improvisationen auf dem Klavier und der Ondioline, die er auf mehr als 900 Tonbändern aufzeichnete. Diese wurden von meist anonym gebliebenen Helfern in die übliche Musiknotation übertragen. Viele sind noch bis heute unerforscht. Sein großes Interesse an fernöstlicher, vor allem indischer, Spiritualität und Mystik versuchte er mit seiner christlichen Lebenswelt zu verbinden. Das repetitive Moment, die häufige Wiederholung, seiner geistlichen Werke ist dabei unverkennbares Merkmal meditativer Verinnerlichung.
Weitere Infos: http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/kunst/giacinto-scelsi-der-aus-der-kaelte-kam-1905631.html
Marie Heeschen singt hier Three Latin Prayers.
Der Schweizer Klaus Huber (*1924), zählt zu den wenigen profilierten zeitgenössischen Komponisten, die sich intensiv geistlicher Texte in ihren Kompositionen angenommen haben. Neben seiner Tätigkeit als Komponist ist er eine der entscheidenden Lehrerfiguren im 20. Jahrhundert.
Weitere Infos: http://www.klaushuber.com
Das Orgelstück In Te Domine Speravi ist eine Choralkomposition in drei Teilen mit deutlichem Bezug auf das klassische Orgelrepertoire des Barock. Eingang-und Schlußteil reihen in improvisatorischer Weise kurze, ausdrucksvolle Gesten, Pedalsoli und verschiedene Klangfarben der Orgel aneinander. Das Tonmaterial wird vollständig aus der Choralmelodie (EG 275) abgeleitet. Der Mittelteil stellt dagegen ein geradezu modellhaftes Choraltrio mit Cantus Firmus, also die Hauptmelodie, im Pedal dar. Die beiden Manualstimmen stehen dabei im Kanon der Umkehrung zueinander. Mit schnellen Gesten und großen Intervallsprüngen stehen sie der konservativen Form gegenüber.
Infos zu Marie Heeschen: https://marieheeschen.wordpress.com/